TEILSTUDIE ZUM ÜBERGANG IN DIE HOCHSCHULBILDUNG

WARUM EDUCHANGE?

Ob eine Person studiert, hängt in Deutschland stark vom familiären Hintergrund ab: Wenn schon die Eltern ein Studium abgeschlossen haben, studieren 79 von 100 Jugendlichen. Haben die Eltern hingegen nicht studiert, nehmen auch nur 27 von 100 Jugendlichen ein Studium auf. Die Gründe dafür sind vielfältig: den Jugendlichen fehlen oft Informationen über die Studienanforderungen, die Finanzierungsmöglichkeiten oder das Studienangebot, sie sind sich ihrer Stärken nicht bewusst oder wissen nicht, wo sie bei der Planung eines Studiums beginnen sollen.

Vor diesem Hintergrund untersucht EDUCHANGE Möglichkeiten, soziale Ungleichheit beim Übergang von der Sekundarstufe II zur Hochschulbildung zu verringern. Das Forschungsinteresse liegt auf der Wirkung von Informationsveranstaltungen sowie von Studien und Berufsberatung auf Bildungsentscheidungen. Auf diese Weise wird EDUCHANGE nicht nur die Ungleichheitsforschung im Bildungsbereich entscheidend voranbringen, sondern auch die Politik über geeignete Maßnahmen zur Reduktion von Bildungsungleichheit informieren.

Das Gelingen der von EDUCHANGE hängt davon ab, dass nicht nur die Schulen an der Studie teilnehmen, sondern vor allem die Schülerinnen und Schüler mit dem Einverständnis ihrer Eltern und Sorgeberechtigten. Aus diesem Grund laden wir herzlich zur Teilnahme ein und informieren im Folgenden über Inhalt und Ablauf der Studie.

WAS IST EDUCHANGE?

EDUCHANGE ist ein großes, von der EU und dem „European Research Council“ (ERC) gefördertes Forschungsprojekt zur Reduzierung sozialer Ungleichheit im Bildungswesen und wird in vier verschiedenen Ländern (Dänemark, Deutschland, Ungarn, Island) gleichzeitig durchgeführt. Grundlage dieses Forschungsprojekts ist ein Experiment, welches ein sogenanntes Interventionsdesign umsetzt. Konkret: Wir haben eine Informationsveranstaltung über Berufe und Karriereaussichten der verschiedenen Bildungsentscheidungen entwickelt. Das ist die Intervention.

Um Aussagen über die Wirkung einer Intervention treffen zu können, bestehen Experimente aus einer zufällig ausgewählten Experimentalgruppe, welche an der Intervention teilnimmt und einer zufällig ausgewählten Kontrollgruppe, welche nicht an der Intervention teilnimmt. Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob die Intervention eine Wirkung zeigt oder nicht. EDUCHANGE ist beispielsweise daran interessiert, welche Rolle Informationen über berufliche Ausbildungen und Studienmöglichkeiten für die Bildungsentscheidungen im Anschluss an die Sekundarstufe II spielen.

Der internationale Vergleich des Experiments wird zeigen, inwieweit der institutionelle Kontext einen Einfluss darauf hat, ob die Bereitstellung von Informationen und Berufsberatung dazu beitragen können, soziale Ungleichheiten in den Bildungsentscheidungen zu verringern.

WIE LÄUFT DIE STUDIE AB?

Das EDUCHANGE Forschungsprojekt wird im Herbst und Winter 2024/25 in Schulen der Sekundarstufe II in ganz Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und in den drei weiteren europäischen EDUCHANGE-Ländern durchgeführt.

Die Informationsveranstaltung wird von geschulten Studien- und Berufsberatern im Abschlussjahrgang durchgeführt. Die Dauer der Informationsveranstaltung beträgt eine Schulstunde, also 45 Minuten. In dieser Veranstaltung wird über viele Aspekte der Bildungswege nach dem Abitur berichtet: Über Berufe und Karriereaussichten, über Kosten, Stipendien und Zugangsvoraussetzungen und vieles mehr. In Videos kommen Studierende der Universität Potsdam zu Wort, die berichten, wie sie Herausforderungen in ihrem Studium gemeistert haben. Außerdem stehen den Schülerinnen und Schülern die von uns bereit gestellten Berufsberater Rede und Antwort.

Im Nachgang der Informationsveranstaltung wird ausgewählten Schülerinnen und Schülern, deren Eltern keine Erfahrung mit einem Studium haben, eine zusätzliche individuelle Beratung angeboten.

Die Informationsveranstaltung wird begleitet von drei Online-Umfragen. In der ersten Erhebung, ca. drei Wochen vor der Informationsveranstaltung werden einige grundlegende Informationen erfasst und die Pläne der Schülerinnen und Schüler für ihre berufliche Zukunft erfragt. Die Bearbeitungsdauer dieser ersten Erhebung ist auf 15 bis 20 Minuten angelegt. Die zweite Umfrage findet kurz nach der Informationsveranstaltung bzw. nach der individuellen Beratung statt; sie ist auf 10 Minuten angelegt.  Die dritte Erhebung wird erst stattfinden, wenn die Schülerinnen und Schüler die Schule bereits verlassen haben. Zur späteren Kontaktaufnahme bitten wir die Schülerinnen und Schüler daher um ihre private E-Mail-Adresse.

WAS MUSS UNSERE SCHULE BEITRAGEN?

Wir sind bestrebt, den Aufwand für die Schulen so gering wie möglich zu halten. Für die Organisation der Informationsveranstaltung sind wir jedoch auf die Unterstützung der Schulen angewiesen. Beispielsweise werden die Lehrkräfte der ausgewählten Kurse den Schülerinnen und Schülern, die noch nicht als einwilligungsfähig gelten, Einverständniserklärungen für deren Eltern mitgeben müssen.

Der zentrale Beitrag der Schulen liegt in den 45 Minuten für die Informationsveranstaltung, die idealerweise während der Unterrichtszeit stattfindet. Falls es für die Teilnahme einer Schule dringend erforderlich ist, sind wir gerne bereit, die Intervention außerhalb der Unterrichtszeit durchzuführen.

Die Fragen in der Umfrage sind nicht sensibel, aber wenn sich die Schülerinnen und Schüler nach der Beantwortung der Fragen unwohl fühlen oder Fragen haben, sollten sie sich jederzeit an einen ausgewiesenen Mitarbeiter ihrer Schule wenden können.

WELCHEN NUTZEN HABEN DIE SCHULEN VON DER STUDIENTEILNAHME?

Die Schülerinnen und Schüler, die Teil unserer Experimentalgruppe sind, erhalten durch uns ein hochwertiges Beratungsangebot über Berufsperspektiven. Wir sind überzeugt, dass alle Schülerinnen und Schüler, die am Interventionsteil der Studie und den damit verbundenen Beratungsangeboten teilnehmen, einen wesentlichen Vorteil daraus ziehen können. Zudem erhalten alle teilnehmenden Schulen auf Wunsch eine schulspezifische Auswertung, in der zentrale Ergebnisse der Befragung für die jeweilige Schule im Vergleich zu allen teilnehmenden Schulen präsentiert werden. Nach Abschluss der Studie wird das Projektteam einen schulübergreifenden Online-workshop organisieren, in dem zentrale Projektergebnisse vorgestellt werden, welche für gängige Beratungsprozesse in Schulregie von Interesse sein könnten.

FREIWILLIGKEIT UND ANONYMISIERUNG

Alle Informationen, die im Rahmen der Studie gesammelt werden, werden vollständig anonymisiert, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Schülerinnen und Schüler oder Schulen geschlossen werden können.

Die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig. Alle Schülerinnen und Schüler, können jederzeit ohne Angabe von Gründen aussteigen, z.B. indem sie Ihre Lehrer oder unseren Berufsberater informieren, oder aber indem sie alle oder einzelne Fragen in den Umfragen nicht beantworten. Zudem können sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch deren Eltern oder Erziehungsberechtigten die Teilnahme am Forschungsprojekt durch eine Mitteilung an die folgende E-Mail-Adresse beenden:

till.jacobi@uni-potsdam.de

DATENSCHUTZRECHTLICHE BESTIMMUNGEN

Alle erhobenen Daten sind vertraulich und werden in Übereinstimmung mit der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (GDPR 2016/679) erhoben, verarbeitet und gespeichert. Das Forschungsprojekt wird vom Europäischen Forschungsrat finanziert und wurde von der Forschungsethikkommission für öffentliche Hochschuleinrichtungen geprüft. Wenn Sie Fragen zum Schutz der personenbezogenen Daten haben, können Sie sich jederzeit gerne an den Datenschutzbeauftragten der Universität Potsdam, Dr. Marek Kneis, wenden:

marek.kneis@uni-potsdam.de

AN WEN KANN ICH MICH BEI FRAGEN WENDEN?

Wissenschaftliche Leitung für Deutschland:

Prof. Dr. Ulrich Kohler
Universität Potsdam
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
August-Bebel-Straße 89
14482 Potsdam

E-Mail: ulrich.kohler@uni-potsdam.de
Tel.: 0331 977-3570
Web: https://www.uni-potsdam.de/de/soziologie-methoden/index

Verantwortlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter für Deutschland:

Till JacobiTill Jacobi
Universität Potsdam
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
August-Bebel-Straße 89
14482 Potsdam

E-Mail: till.jacobi@uni-potsdam.de
Tel.: 0331 977-362093