WARUM EDUCHANGE? 

Die Bildungslaufbahn einer Person hängt in Deutschland stark vom familiären Hintergrund ab: Der Anteil der Kinder, die ein Gymnasium besuchen, liegt bei 28,2 Prozent, wenn keiner der Elternteile ein Abitur hat. Er steigt auf 57,9 Prozent, wenn ein Elternteil über ein Abitur verfügt, und erreicht 75,3 Prozent, wenn beide Elternteile ein Abitur besitzen (ifo-Chancenmonitor 2023). 

Vor diesem Hintergrund will das EDUCHANGE-Projekt Möglichkeiten untersuchen, wie soziale Ungleichheit im Bildungssystem reduziert werden kann. Konkret wird der Übergang von der Grundschule zur Sekundarstufe untersucht. Das Forschungsinteresse liegt auf der Wirkung von Informationsveranstaltungen und individueller Beratungsangebote auf die Bildungsentscheidungen. Im Rahmen des Forschungsvorhabens will EDUCHANGE nicht nur die Ungleichheitsforschung im Bildungsbereich entscheidend voranbringen, sondern auch die Politik über geeignete Maßnahmen zur Reduktion von Bildungsungleichheit informieren.  

Das Gelingen von EDUCHANGE hängt davon ab, dass nicht nur die Schulen an der Studie teilnehmen, sondern vor allem die Schülerinnen und Schüler mit dem Einverständnis ihrer Eltern und Sorgeberechtigten. Aus diesem Grund laden wir herzlich zur Teilnahme ein und informieren im Folgenden über Inhalt und Ablauf der Studie.  

WAS IST EDUCHANGE? 

EDUCHANGE ist ein großes, von der EU und dem „European Research Council“ (ERC) gefördertes Forschungsprojekt zur Reduzierung sozialer Ungleichheit im Bildungswesen und wird in vier verschiedenen Ländern (Dänemark, Deutschland, Ungarn, Island) gleichzeitig durchgeführt. Der Kern dieses Forschungsprojekts ist ein Experiment, welches ein sogenanntes Interventionsdesign umsetzt. Konkret: Wir haben eine Informationsveranstaltung über die Bildungswege und Berufsbilder entwickelt, die mit den verschiedenen Bildungsentscheidungen verknüpft sind. Das ist die Intervention. Um Aussagen über die Wirkung einer Intervention treffen zu können, bestehen Experimente aus einer zufällig ausgewählten Experimentalgruppe, welche an der Intervention teilnimmt und einer zufällig ausgewählten Kontrollgruppe, welche nicht an der Intervention teilnimmt. Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob die Intervention eine Wirkung zeigt oder nicht. EDUCHANGE ist beispielsweise daran interessiert, welche Rolle Informationen über Bildungs- und Berufsperspektiven für die Laufbahnentscheidungen nach der 6. Klasse haben können. 

Der internationale Vergleich des Experiments wird zeigen, inwieweit der institutionelle Kontext einen Einfluss darauf hat, ob die Bereitstellung von Informationen und Beratungsangeboten dazu beitragen können, soziale Ungleichheiten in den Bildungsentscheidungen zu verringern.  

WIE LÄUFT DIE STUDIE AB?  

Das EDUCHANGE Forschungsprojekt wird im Herbst 2025 in mehreren Grundschulen in ganz Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und in den drei weiteren europäischen EDUCHANGE-Ländern durchgeführt.   

Die Informationsveranstaltung wird von geschulten Beraterinnen und Beratern in der 6. Klasse durchgeführt. Die Dauer der Informationsveranstaltung beträgt eine Schulstunde, also ca. 45 Minuten. In dieser Veranstaltung werden unter anderem biografische Kurzvideos von Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse zum Schulalltag am Gymnasium präsentiert. Die Inhalte der Videos sowie weitere Informationen zu Bildungswegen und Berufsbildern werden anschließend in Form eines Workshops vertieft. 

Die Informationsveranstaltung wird begleitet von zwei kurzen Umfragen. In der ersten Erhebung, ca. drei Wochen vor der Informationsveranstaltung werden einige grundlegende Informationen erfasst und die Pläne der Schülerinnen und Schüler für ihre Zukunft erfragt. Die Bearbeitungsdauer dieser ersten Erhebung ist auf 10 Minuten angelegt. Die zweite Umfrage findet kurz nach der Informationsveranstaltung statt; sie ist auf 5 Minuten angelegt. Nach einigen Wochen wird eine dritte Befragung im Umfang von 5 Minuten stattfinden, um die Langzeiteffekte der Intervention zu messen.

WAS MUSS UNSERE SCHULE BEITRAGEN?

Wir sind bestrebt, den Aufwand für die Schulen so gering wie möglich zu halten. Für die Organisation der Informationsveranstaltung sind wir jedoch auf die Unterstützung der Schulen angewiesen. Beispielsweise werden die Lehrkräfte der ausgewählten Kurse den Schülerinnen und Schülern, die noch nicht als einwilligungsfähig gelten, Einverständniserklärungen für deren Eltern mitgeben müssen.

Der zentrale Beitrag der Schulen liegt in den 45 Minuten für die Informationsveranstaltung, die idealerweise während der Unterrichtszeit stattfindet. Falls es für die Teilnahme einer Schule dringend erforderlich ist, sind wir gerne bereit, die Intervention außerhalb der Unterrichtszeit durchzuführen.

Die Fragen in der Umfrage sind nicht sensibel, aber wenn sich die Schülerinnen und Schüler nach der Beantwortung der Fragen unwohl fühlen oder Fragen haben, sollten sie sich jederzeit an einen ausgewiesenen Mitarbeiter ihrer Schule wenden können.

WELCHEN NUTZEN HABEN DIE SCHULEN VON DER STUDIENTEILNAHME?

Die Schülerinnen und Schüler, die Teil unserer Experimentalgruppe sind, erhalten durch uns ein hochwertiges Beratungsangebot über Berufsperspektiven. Wir sind überzeugt, dass alle Schülerinnen und Schüler, die am Interventionsteil der Studie und den damit verbundenen Beratungsangeboten teilnehmen, einen wesentlichen Vorteil daraus ziehen können. Zudem erhalten alle teilnehmenden Schulen auf Wunsch eine schulspezifische Auswertung, in der zentrale Ergebnisse der Befragung für die jeweilige Schule im Vergleich zu allen teilnehmenden Schulen präsentiert werden. Nach Abschluss der Studie wird das Projektteam einen schulübergreifenden Online-workshop organisieren, in dem zentrale Projektergebnisse vorgestellt werden, welche für gängige Beratungsprozesse in Schulregie von Interesse sein könnten.

FREIWILLIGKEIT UND ANONYMISIERUNG

Alle Informationen, die im Rahmen der Studie gesammelt werden, werden vollständig anonymisiert, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Schülerinnen und Schüler oder Schulen geschlossen werden können.

Die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig. Alle Schülerinnen und Schüler, können jederzeit ohne Angabe von Gründen aussteigen, z.B. indem sie Ihre Lehrer oder unseren Berufsberater informieren, oder aber indem sie alle oder einzelne Fragen in den Umfragen nicht beantworten. Zudem können sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch deren Eltern oder Erziehungsberechtigten die Teilnahme am Forschungsprojekt durch eine Mitteilung an die folgende E-Mail-Adresse beenden:

till.jacobi@uni-potsdam.de

DATENSCHUTZRECHTLICHE BESTIMMUNGEN

Alle erhobenen Daten sind vertraulich und werden in Übereinstimmung mit der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (GDPR 2016/679) erhoben, verarbeitet und gespeichert. Das Forschungsprojekt wird vom Europäischen Forschungsrat finanziert und wurde von der Forschungsethikkommission für öffentliche Hochschuleinrichtungen geprüft. Wenn Sie Fragen zum Schutz der personenbezogenen Daten haben, können Sie sich jederzeit gerne an den Datenschutzbeauftragten der Universität Potsdam, Dr. Marek Kneis, wenden:

marek.kneis@uni-potsdam.de

AN WEN KANN ICH MICH BEI FRAGEN WENDEN?

Wissenschaftliche Leitung für Deutschland:

Prof. Dr. Ulrich Kohler
Universität Potsdam
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
August-Bebel-Straße 89
14482 Potsdam

E-Mail: ulrich.kohler@uni-potsdam.de
Tel.: 0331 977-3570
Web: https://www.uni-potsdam.de/de/soziologie-methoden/index

Verantwortlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter für Deutschland:

Till JacobiTill Jacobi
Universität Potsdam
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
August-Bebel-Straße 89
14482 Potsdam

E-Mail: till.jacobi@uni-potsdam.de
Tel.: 0331 977-362093